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Gerichtsvollzieher als Kunsthändler? : Versteigerungen des Übersiedlungsgutes jüdischer Emigrant*innen in Hamburg und Bremen

Über die Hafenstädte Hamburg und Bremen wurden in der NS-Zeit tausende Haushalte jüdischer Emigrant*innen aus dem gesamten damaligen Reichsgebiet nach Übersee verbracht. Die Haushalte waren in Liftvans und Kisten verpackt und von Speditionen in die Häfen transportiert worden, wo sie zunächst g...

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Publié dans:Regionaler Kunsthandel - eine Herausforderung für die Provenienzforschung?! (2022), Seite 270-346
Auteurs principaux: Kleibl, Kathrin (Auteur, VerfasserIn)
Kiel, Susanne (VerfasserIn)
Format: Online Resource Article
Langue:German
Publié: 2022
Accès en ligne:kostenfrei
kostenfrei
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Notes sur l'auteur:Kathrin Kleibl, Susanne Kiel
Description
Résumé:Über die Hafenstädte Hamburg und Bremen wurden in der NS-Zeit tausende Haushalte jüdischer Emigrant*innen aus dem gesamten damaligen Reichsgebiet nach Übersee verbracht. Die Haushalte waren in Liftvans und Kisten verpackt und von Speditionen in die Häfen transportiert worden, wo sie zunächst gelagert, dann verschifft wurden (Abb. 1). Mit Kriegsbeginn im September 1939 durften zivile Schiffe die Häfen nicht mehr verlassen, und die bereits dorthin transportierten Güter verblieben in den Lagern und Kaischuppen. Kurze Zeit später, ab Frühjahr 1940, begann die Gestapo in Hamburg und Bremen damit, diese Umzugsgüter zu beschlagnahmen. Anschließend wurden im Auftrag der jeweiligen Oberfinanzdirektionen das Hab und Gut der Emigrant*innen öffentlich und meistbietend versteigert. In zwei ineinander verzahnte Forschungsprojekten, gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, werden die Wege dieses ehemals jüdischen Eigentums – von ihrer Verladung im Heimatort bis hin zum Verkauf in den Versteigerungslokalen in Hamburg und Bremen – historisch aufgearbeitet. Ausführende Organe der Versteigerungen waren behördlich bestellte Gerichtsvollzieher und – im Auftrag dieser – kommerzielle Auktionator*innen bzw. Auktionshäuser. Nachgewiesenermaßen bewarben Erstere in den Liftvans gefundene, wertvolle Kulturgüter bei Museen, und dies auch überregional. Was in den damaligen Zeitungen als günstige Wiederbeschaffungsmöglichkeit von Haushaltwaren für Ausgebombte angepriesen wurde, entpuppte sich bald als eine beliebte Verkaufsveranstaltung für öffentliche Museen und Bibliotheken, Kunst-, Buch- und Antiquitätenhändler*innen sowie Trödler*innen. Händler*innen erwarben dort zu günstigen Konditionen zum Teil sehr hochwertige Güter, die sie anschließend mit großen Gewinnspannen weiterverkauften – und dies möglicherweise wiederum an Museen und Sammler*innen. In diesem Beitrag werden erste Ergebnisse der Forschungen aus dem Raum Hamburg und Bremen vorgestellt, involvierte Gerichtsvollzieher und Händler*innen benannt und zur Diskussion gestellt. Für Hamburg geschieht dies exemplarisch an der Versteigerung des Übersiedlungsgutes von Johanna Ploschitzki aus Berlin (Teil 1). Für Bremen erfolgt dies durch eine erste Sammlung der am häufigsten auftretenden Händlernamen bei den Versteigerungen (Teil 2).
Description matérielle:Illustrationen
ISBN:9783985010929